Anders als heute existierte im Mittelalter eine strenge Kleiderordnung. Für jeden Stand war vorgeschrieben, wie die Kleidung auszusehen hatte. Die Kleidung der einzelnen Stände unterschied sich vor allem in der Qualität der Verarbeitung, der Färbung und den erlaubten Verzierungen. Als Material standen Leinen, Hanf und Nessel zur Verfügung, das meist zu Unterkleidung verarbeitet wurde. Wolle dagegen wurde zur Herstellung von Oberbekleidung genutzt. Wohlhabendere Stände konnten auch kostbare, importierte Seidenstoffe bzw. Gewänder aus diesem Material tragen. Trug ein Angehöriger eines niederen Standes Gewänder, die seinem Stand nicht erlaubt waren, wurde das hart bestraft. Gleiches galt auch für das Tragen von Kleidung des anderen Geschlechts. Das wurde als Sünde und Ketzerei angesehen.
Der Bereich Gewandung im Mittelalter ist noch relativ wenig erforscht. Erhalten gebliebene Bilder und Zeichnungen zeigen nur einige Einzelheiten. Zumeist wurden die Gewänder bedeutender Persönlichkeiten dargestellt, von der Kleidung des einfachen Volkes ist hingegen nicht viel überliefert. Die meisten Menschen stellten damals ihre Kleidung selbst her. Zum Färben wurden häufig pflanzliche Farbstoffe wie Waid oder auch Indigo benutzt.
Nach heutigen Begriffen war die mittelalterliche Gewandung nicht sehr praktisch. Da das Mittelalter mehr als sieben Jahrhunderte währte, veränderte sich in dieser langen Zeit natürlich auch die Kleidung. Hosen im modernen Sinn gab es noch nicht, lediglich als Unterbekleidung des Mannes waren sie bekannt. Darüber trugen sowohl Männer als auch Frauen oft ein langes Obergewand oder einen Kittel. Selbst Taschen waren noch nicht erfunden. An den Füßen trug man Beinlinge, lange Strümpfe, die am Gürtel befestigt wurden. Auch Schuhe entwickelten sich nur allmählich. Einen guten Eindruck von mittelalterlicher Gewandung geben heute noch die Kutten der Mönche und das Habit der Nonnen, die direkt auf mittelalterliche Vorbilder zurückgehen. Auf vielen Mittelaltermärkten oder Stadtfesten lässt sich zudem heute noch mittelalterliche Gewandung bewundern. Die Beteiligten geben sich große Mühe, möglichst authentische Kleidung zu tragen.